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Andacht

RPR1. Angedacht: E-Biken.

Andacht vom 23.03.2024 von
Pfarrer Michael Landgraf
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Die Baugeschichte der Kirche in Mühlhofen

Die Geschichte der „Filialkirche“  Mühlhofen.

In dem 991 erstmals erwähnten Dorf und Edelsitz Mühlhofen befand sich ein Lehen des Klosters Weißenburg. 1351 wissen wir von einer kleinen Kapelle im Ort, weil ein Priester Heinrich von Mulenhofen am Dienstag vor St. Martin 1351 als Zeuge einer Beurkundung auftritt. Die Kapelle war St. Nikolaus geweiht. Sie gehörte zum Landkapitel Herxheim im Archidiakonat des Dompropstes und wird in den Matrikeln des Speyerer Bischofs Matthias von Rammung aus dem Jahr 1470 als Kaplanei erwähnt. Die Kirche gehörte seit dem 16. Jh. den Reformierten.

Baugeschichte. Im Frühjahr 1833 beschloss die Gemeinde Mühlhofen, Ihre Kirche zu vergrößern. Ersten Anträgen auf Gewährung von Baumaterialien und Kollekten wurden seitens der bayerischen Regierung nicht stattgegeben. Im April 1835 erhielt die Bau-Inspection Landau den Auftrag, Pläne zu einem Neubau der Kirche zu erstellen. Einsprüche der Katholiken bewirkten die Aufhebung der bereits erteilten Baugenehmigung, so dass sich schließlich im Juli 1836 das Innenministerium in München der Sache annehmen musste und zugunsten der protestantischen Kirchengemeinde entschied. Erneut erhielt die Bauinspection Landau, an der damals Bezirksingenieur Joseph Wolff ( 31.10.1826 – März 1938) und Bauconducteur Carl Dyck (1830-1838) tätig waren, den Auftrag, entsprechende Entwürfe auszuarbeiten. Unter dem 18. März 1837 lagen fünf Pläne und der auf 10200 fl. festgelegte Kostenvoranschlag bei der königlichen Regierung in Speyer zur Genehmigung vor. Nachdem Zivilbauinspektor August von Voit der Pläne revidiert hatte, wurden sie dem königlichen Baukunst-Ausschuss in München zu Genehmigung unterbreitet, dem Leo von Klenze vorstand. Er sandte am 28. April 1838 die Pläne mit dem Vermerk zurück, dass der verbesserte Entwurf des Baukunst-Ausschusses auszuführen sei. Eine endgültige Baugenehmigung erteilte man seitens der Speyerer Regierung am 27. Mai 1839. Die Bauaufsicht führte zunächst Baupractikant Hartmann und ab 1840 Bezirksbauschaffner Ludwig Köhler. Sämtliche Detailpläne zu Altar, Kanzel, Kirchengestühl, Türen und Fenstern fertigte Baupractikant Hartmann unter Aufsicht August von Voits an. Die Ausstattung der Kirche entstand 1840 in der Schreinerei Erhardt in Blankenborn bei Bergzabern.

Baubeschreibung; Die Kirche ist ein rechteckiger Saalraum mit einer vorgeblendeten Vorhalle, die von gleichhohen Seitenräumen in der Breite des Kirchenschiffes flankiert wird. Die fünfseitige Apsis mit seitlichen Sakristeianbauten ist in den Rechteckgrundriss einbezogen. Diese Grundrisslösung findet sich auf den Tafeln IV-VII der 1822 erstmals herausgegebenen „Anweisung zur Architectur des christlichen Cultus“ Leo von Klenzes.
Das Äußere der Kirche ist schlicht gehalten. Die Langseiten werden durch Lisenen in zwei schmälere und ein breites Mittelfeld gegliedert und von einem Rundbogenfries abgeschlossen. Das Sohlbankgesims unter den Fenstern ist als Zierfries ausgebildet. Die Fenster wurden als einfache Rundbogen mit einem profiliertem Gewände geschaffen. Der Chorschluss ist am Außenbau platt, die fünf Seiten der Apsis sind nur im Inneren auszumachen. Bei der Fassade des Baues springt der mittlere Fassadenteil vor und wächst über dem Abschlussgesims als Turmgeschoss auf. Lisenen, Sockel und Rundbogenfries rahmen diesen Fassadenteil. Der Zierfries liegt höher als an den seitlichen Segmenten der Fassade, wo entsprechend der Giebelschräge der Rundbogenfries steigend gestaltet ist. Das rundbogige Portal und die Zwillingsfenster darüber akzentuieren zusätzlich diesen Bauteil. Der Turmaufsatz wird von einem Uhrenfeld und dem Glockengeschoss mit rundbogigen Schallfenstern gegliedert. Den Turm bekrönen Flachgiebel mit Treppenfries und Pyramidendach.
Der Innenraum ist völlig dezent und schmucklos gehalten. Ein Diamantfries aus Stuck umzieht den Chorbogen. Die Fenster sitzen hinter einer Blendarchitektur. Die Orgelempore ruht auf drei profilierten Bögen, die aus Bündelpfeilern aufsteigen, deren Kapitelle Blattwerkverzierungen tragen.

Würdigung: Die Kirche von Mühlhofen gehört zu den von August von Voit (1801-1870) beeinflussten Kirchenbauten. Selbst wenn auch in der Detailausführung Baubeamte tätig waren, so ist der zensierende und redigierende Einfluss des Architekten nicht zu übersehen, der als Zivilbauinspector  in der Pfalz zwischen 1832 und 1841 tätig war.
Der Mühlhofener Kirchenbau gehört zu einer stilistischen Phase im Oeuvre dieses Architekten, in der sich der Einfluss Friedrichs von Gärtner geltend macht, sichtbar z.B. in der Fensterform am Turm, wo italienisierende  Formen die Oberhand gewonnen haben. Wie Gärtner bevorzugt Voit die horizontale Gliederung der Wände, die er mit Linsenrahmungen sparsam unterteilt und mit Rundbogenfriesen beschließt. Die Baupractikanten und Schüler setzten Voits Vorstellungen direkt um. Von Klenze sind bei diesem Kirchenbau die vor die Wandfläche tretenden Portal- und Fensterwände übernommen. So entstand ein interessantes Beispiel der bayerischen Behörtenarchitektur in der Pfalz unter der Ägide Voits.

Glocken: 1861 wurde eine neue  Glocke und die Kirchenuhr angeschafft.
Im 2. Weltkrieg wurden zwei Kirchenglocken zu Kriegseisen umgegossen.  1950 und 1965 wurden die wieder neugegossenen Kirchenglocken mit festlich geschmückten Pferdefuhrwerken, von Mühlhofener Reiter und Ehrenmädchen eskortiert, abgeholt und feierlich geweiht.

Wetterhahn: Erst 1866 durfte ein Wetterhahn auf den Kirchturm montiert werden, vorher wurde zwecks > Kreuz oder Gockel <  heftig diskutiert, der Kompromiss, mit der Wetterfahne (1840 – 1866 obenauf) wurde danach als > Stiwwelziecher < bezeichnet.

Im Jahre 1990 wurde mit einem Kirchenfest das 150 jährige Bestehen der Mühlhofener Kirche gefeiert.

Ein ausführlicher Beitrag zur Kirchengeschichte erschien 1990  in der Festschrift
>150 Jahre evangelische Kirche Mühlhofen < und  1991 in der Festschrift > 1000 Jahre Mühlhofen.<
Herbert Pfalzgraf